Andreas-Hofer-Bund feiert 100jähriges Bestehen

Dr. Eduard Nicolussi aus Lusern im Trentino, der südlichsten deutschen Sprachinsel, der Abgeordneter im Österreichischen Parlament in Wien war, gründete am 29. August 1919 im Zimmer Nr. 63 im Landhaus in Innsbruck den Andreas-Hofer-Bund (AHB).

Die Chronik schreibt:
„Die Sitzung wurde von Dr. Eduard Reut-Nicolussi eröffnet. Weitere Teilnehmer waren Prof. Brandl, Prof. Wopfner, G.A. Zingerle, Prof. Heidgegger, Dr. Frank, Dr. Galler, Hptm. Hibler, Dr. Dörrer, Dr. Pembaur, Stadtbaumeister Illmer, Herr Plawen und Hofrat Prof. Hörmann. Auf der ersten Vollversammlung am 27. September 1919 in Innsbruck, wurde Dr. Heinrich von Schullern zum 1. Obmann und Dr. Michael Hechenblaikner zum Stellvertreter gewählt“ (Anm.: Eduard Reut Nicolussi, eigentlich Eduard Nicolussi Castellan, hatte den Beinamen „Reut“ im italienischen Parlament zugefügt, um seine deutsche Zugehörigkeit deutlich zu unterstreichen).

Der Andreas-Hofer-Bund wurde von den Austrofaschisten bekämpft und von den Nationalsozialisten verboten. In den letzten Kriegsmonaten 1945 gründete sich der AHB neu als Partisaneneinheit in Süd-Tirol. Eine Hochburg des AHB war das Passeiertal, sodass die deutsche Wehrmacht dort Schilder mit der Aufschrift „Partisanengebiet“ aufstellen musste. Dieser AHB war der „Gründungsvater“ der Südtiroler Volkspartei (SVP) und ist in ihr aufgegangen.
Die Vorstandschaft des AHB nahm das historische Datum zum Anlass, die 100-Jahr-Feier in Lusern auszurichten. Ein besonderer Dank ging an Luis Nicolussi Castellan, den Altbürgermeister und Direktor des Dokumentationszentrums Lusern, und an die Wirtin des Gasthauses „Ferdy“, ehemals Gasthaus „Andreas Hofer“, Loredana Nicolussi Castellan Galeno, für ihr Angebot, das Fest in ihrem Hause abhalten zu können.

Der Bundesvorsitzende des Andreas-Hofer-Bundes e.V., Hermann Unterkircher, eröffnete die Feier mit der Begrüßung und einer kurzen Ansprache. Danach wies der Obmann des Andreas-Hofer-Bundes Tirol, Alois Wechselberger MAS, auf die aktuelle Bedeutung des AHB hin. Es folgten Ansprachen von Edith Weinreich, der Südtirol-Vertreterin des AHB mit einer Erläuterung ihres Tätigkeitsbereiches, und des Hauptmanns der Schützenkompanie „Major Guiseppe De Betta“ in Trient, Paolo Primon.

Luis Nicolussi Castellan betonte, dass es ihn als Luserner Bürger freue, einer solchen Ehre zuteil zu werden. Er trug einen Abriss über die Geschichte von Lusern vor und gab sich als Großneffe des im Mittelpunkt der Ehrung stehenden Dr. Eduard Reut Nicolussi Castellan zu erkennen. Nicolussi Castellan stellte sich zudem als ausgezeichneter Dolmetscher zur Verfügung, wofür ihm der AHB herzlich dankte.

Einen interessanten historischen Rückblick über die völkerrechtswidrige Trennung von Süd- und Welschtirol vom Vaterland Österreich gab der Bundesheer General Oberst i. R. und AHB-Mitglied Dr. Peter Aumüller aus Salzburg. Er zitierte aus dem Originalprotokoll der letzten Sitzung im österreichischen Parlament 1919 mit der Erklärung von Dr. Eduard Reuth Nicolussi Castellan die so lautete:

„Es wird jetzt in Südtirol ein Verzweiflungskampf beginnen um jeden Bauernhof, um jedes Stadthaus, um jeden Weingarten. Es wird ein Kampf sein mit allen Waffen des Geistes und mit allen Mitteln der Politik. Es wird ein Verzweiflungskampf deshalb, weil wir – eine Viertelmillion Deutsche – gegen 40 Millionen Italiener stehen, wahrhaft ein ungleicher Kampf“.
Bei der Abstimmung im Parlament fragte er die Abgeordneten, was sie von der Abtrennung Tirols hielten, und in der die Abgeordneten einstimmig riefen: „nein, nein, niemals, niemals!“

Anschließend bildeten die Schützen der Trentiner Schützenkompanie und der Schützenkompanie Andrä Hofer unter dem Kommando von Hauptmann Johann Moser ein Spalier, und die beiden Obmänner Unterkircher und Wechselberger legten am Geburtshaus von Dr. Eduard Nicolussi einen Kranz nieder.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen ließ Luis Nicolussi Castellan im Dokumentationszentrum von Lusern in ergreifender Art die Geschichte der letzten hundert Jahre Revue passieren und wies auf die unermesslichen Leiden der Tiroler während der Kriege hin.

Grab des Gründers vom Andreas Hofer Bund für Tirol am Friedhof Maria Hilf in Innsbruck